Stummfilm ohne Zwischentitel

Auf den Tag genau - A podcast by Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Mit dem Verschwinden des Filmerklärers, der die bewegten Bilder kommentierte, Figuren sprach, Geräusche beisteuerte, etablierten sich im Stummfilm die Zwischentitel, auf denen man etwa das gesprochene Wort der Filmfiguren, deren Mundbewegungen man auf der Leinwand sah, lesen konnte. Doch manche Filmkünstler und -kritiker empfanden diese Unterbrechungen des Bildflusses als Defizit und imaginierten einen titellosen Stummfilm. Diese Bestrebung ist besonders mit dem Drehbuchautor Carl Mayer verbunden, der in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau 1924 das Meisterwerk Der letzte Mann mit nur einem einzigen (und dabei ironisch eingesetzten) Zwischentitel schuf. Als wohl erster abendfüllender Film dieser Art gilt Scherben, der aus der Zusammenarbeit von Mayer mit dem Regisseur Lupu Pick hervorgegangen war, und am 27. Mai 1921 in Berlin Premiere feierte. In der Berliner Börsen-Zeitung vom 19. Juni reflektiert Albin Roßlau über den Weg der Filmkunst hin zum „Zwischentitellosen Film“. Für uns zwar nicht sichtbar, aber gut hörbar liest Paula Leu.

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