Werbeplakate auf Schinkels Wand!
Auf den Tag genau - A podcast by Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

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Wir alle kennen die flimmernden Werbebilder, die die Häuserfassaden des Times Square in New York dominieren. Ein Sinnbild der Überflutung mit kommerziellen Versprechen als wesentlicher Teil des pulsierenden städtischen Lebensalltags. Eine solche „Vorreiterrolle“ spielte der Times Square bereits 1922 als der Schriftsteller Gilbert. K. Chesterton mit Blick auf seine Plakatierung formulierte: Was für ein Wundergarten muss dies für jeden sein, der so glücklich ist, nicht lesen zu können. Ein Jahr früher erhob die Berliner Akademie der Künste, unter ihrem Präsidenten Max Liebermann, die Stimme und protestierte am 5. Juli 1921 in der DAZ gegen die geplante Freigabe bestimmter Parkmauern und Häuserwände Berlins für Werbeplakate. Freilich wollte auch sie dem Fortschritt nicht im Wege stehen, aber eine künstlerische Expertise bei der Auswahl und Plakatierungsart der Flächen hielt sie schon für wünschenswert. Besonders die Parkmauer des von Karl Friedrich Schinkel renovierten Prinz-Albrecht-Palais’, damals gelegen an der heutigen Wilhelmstr. Ecke Niederkirchnerstr., sollte nicht ohne Sinn und Verstand, aus Sicht der Akademie, zugekleistert werden. Aus heutiger Perspektive muss man sagen: Welch glückliche Zeit, als es um die Plakatierung der Parkmauer ging! 1934 bezog der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS das Palais und plante von hier seine Gräueltaten. Die Ruine des Gebäudes ließ der Berliner Senat 1949 sprengen und heute befindet sich auf dem Gelände die Gedenkstätte Topographie des Terrors. Für uns liest Frank Riede.