Wem Gehört Das Radio - Piratensender In Der DDR Und Nachwendezeit

Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung - A podcast by Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung

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100 Jahre anderes Radio Über emanzipatorischen Dissens und eine Demokratisierung der Öffentlichkeit Wenn unsere Gesellschaft gerechter werden soll, muss auch die Öffentlich­keit, müssen die Medien gerechter werden. Wer spricht für wen? Worüber? Wer hört überhaupt zu und wer kann auf gleiche Weise antworten? Das sind seit jeher die großen Fragen emanzipa­torischer Medienkritik. Ihre Antworten waren zu allen Zeiten medienpolitische Kämpfe und praktische Experimente. Auch heute, 40 Jahre nach der Kom­merzialisierung des Rundfunks und 30 Jahre nach der Entstehung des Internets, braucht es weiterhin andere Medienpraktiken – solche, die Kommu­nikation als Intervention in gesell­schaftliche Verhältnisse begreifen. Die aktuellen Debatten um den rasanten Wandel gesellschaftlicher Öffentlich­keit(en) und die Zukunft des Rund­funksystems wollen wir deshalb um die Möglichkeiten und Ideale einer anderen demokratischeren Radiopraxis erwei­tern. Das Jubiläum des alten Mediums ist uns Anlass, gemeinsam mit den Akti­vist:innen der Freien Radios in der BRD und im Spannungsverhältnis von emanzipatorischem Anspruch und rauen Radiowirklichkeiten Ideen für die Zukunft auszuloten. Am 29. Oktober 2023 wird das Radio in Deutschland 100 Jahre alt. Die Angst, die bis dato unbekannte technische Reichweite des Radios könne staats­feindliche oder gar revolutionäre Pro­zesse unterstützen, war in Deutschland von Beginn an besonders ausgeprägt. Das Selbstverständnis andererseits, den Rundfunk für die eigenen partei­politischen Ziele zu nutzen, prägte die Rundfunkpolitik bis weit in die BRD hinein und blitzt auch in den heutigen medienpolitischen Debatten immer wieder auf. Und die in den 1980ern durchgesetzte Privatisierung des Rund­funksystems öffnete kommerziellem Privatfernsehen und Formatradio Tür und Tor. Doch gleichzeitig war und ist Radio immer auch ein Mittel zur Artikulation von emanzipatorischem Dissens. Die Forderungen nach Arbeiterradios in den 1920ern und die ab Ende der 1970er entstandenen Freien Radios sind Aus­druck davon. Sie verband das Anliegen, marginalisierten gesellschaftlichen Gruppen einen größeren Zugang zu öffentlichen Debatten zu ermöglichen, sie nicht nur zuhören, sondern selbst sprechen zu lassen. 100 Jahre Radio sind deshalb auch 100 Jahre andere Radiopraktiken.

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