Sebastian Jarzebski: „Scholz macht gar nicht so viel falsch“
Das Scholz-Update - der Bundeskanzler-Podcast - A podcast by Lars Haider, FUNKE Mediengruppe - Wednesdays
Sebastian Jarzebski ist Vorstand der auf politische und gesellschaftliche Kommunikation spezialisierten Agentur „Neues Handeln“, er hat über Narrative in der Politik promoviert und kann deshalb wie wenige andere objektiv bewerten, wie gut (oder schlecht) die Kommunikation von Olaf Scholz ist. „Ich finde, dass der Bundeskanzler gar nicht so viel falsch macht“, sagt Jarzebski in dieser Folge des „Scholz-Update“. Es gebe in Deutschland gerade „eine totale Diskrepanz an den Anspruch an politische Kommunikation als Selbstheilmittel auf der einen, und politischem Handeln auf der anderen Seite.“ Scholz hätte zuletzt sehr viele Interviews gegeben, von „Spiegel“ bis „Stern“, dazu kam am Sonntag eine Fernsehansprache: „Und es wäre sehr eigenartig, wenn er dabei auf einmal die große emotionale Keule herausholen würde.“ Sein Problem sei, dass er als Kanzler eine Projektionsfläche für alle diejenigen sei, die Angst vor dem Krieg in der Ukraine und einer Eskalation habe. Was der Kanzler besser machen könnte, wäre, Interviews und Gespräche stärker mit jenen zu führen, die ihn und seine Kommunikation kritisch sehen. Dass politische Kommunikation auch anders aussehen kann, zeigt Wirtschaftsminister Robert Habeck: „Er inszeniert sich sehr alltagsnah, er spricht sehr alltagsnah, was ich für eine große Stärke halte.“ Aber das sei eine fundamental andere Kommunikation, als wir sie bisher gelernt hätten, und die artifiziell und nüchtern gewesen sei. „Wir haben uns von Politikerinnen und Politikern immer endgültige Gewissheiten erhofft“, so Jarzebski. Habecks Verdienst sei es, den Leuten klarzumachen, dass sie von ihm diese Gewissheiten nicht mehr bekommen werden, einfach, weil es sie nicht gibt: „Er sagt: Bei mir bekommt ihr auch Zweifel, Abwägungen und Überlegungen“, es ist das, was man damit meint, wenn man davon spricht, dass man ihm beim Denken zu hören kann. Habecks Kommunikationsstil sei der endgültige Bruch mit dem der Ära Merkel, „in der auch das Sprechen alternativlos gewesen ist: Sie hat kommuniziert, wenn es notwendig war.“ Wir wurden in dieser Phase mit Politik nicht groß belästigt, auch sprachlich nicht: „Der mündige Bürger war gar nicht so gefragt, es ging um Sicherheit und Stabilität und um Komfortzonen.“