Sonderfolge – eGENA mit Hendrik Eismann

eGENA – elektonische Gedächtnis- und Entscheidungshilfe für Notfälle in der Anästhesiologie Notfallsituationen in der Anästhesiologie stellen an die beteiligten Personen hohe Anforderungen in Bezug auf Entscheiden und Handeln unter Unsicherheit, Dynamik und Zeitdruck. Vital bedrohliche Situationen müssen erkannt, auf ihre pathophysiologische Ursache hin evaluiert und in Kooperation mit anderen Berufsgruppen und Fachdisziplinen zügig therapiert werden. Grenzen Menschlicher Kognition auf das aktuelle Problem begrenzte Wahrnehmung, welche alternative Sichtweisen zu Diagnostik und Therapie verhindert sowie das Erkennen einer sich dynamisch verändernden Situation erschwert („Tunnelblick“)Beeinträchtigung des Langzeit- und Arbeitsgedächtnisses, welche unter anderem den Abruf von selten genutzter Information erschwert und zu Fehlern bei der Berechnung von Dosierungen führt „oberflächlichere“ Art der Informationsverarbeitung, welche dazu führt, dass komplexe Probleme auf einen einfachen Nenner gebracht werden („unangemessene Komplexitätsreduktion“) und auch bei neuartigen Problemen ein Rückgriff auf bekannte Denk- und Handlungsschemata erfolgtunbewusste Einengung auf individuelles Denken und Verhalten, in deren Folge Situationsanalysen und Diskussionen im Team unterbleiben und Handlungen wenig koordiniert erfolgen. Checkliste in der Luftfahrt vs. Checkliste in der Medizin: kompliziert oder komplex? Die Unterscheidung zwischen „kompliziert“ und „komplex“ erfolgt nicht anhand der Anzahl der Einzelbestandteile eines Systems (ob es aus wenigen oder vielen Einzelkomponenten besteht), sondern anhand der Wechselwirkung der Systemkomponenten, die entweder linear oder nicht-linear interagieren können. Technische Systeme sind von Menschen konzipiert und konstruiert und somit für den Menschen prinzipiell verständlich. Die Eigenschaften von Systemkomponenten werden im Entwicklungsprozess genau festgelegt, sodass diese genau umschriebene und somit vorhersehbare Auswirkungen auf andere Komponenten haben. Das Verhalten des Ganzen lässt sich aus dem Verständnis der Einzelkomponenten und deren Interaktion vorhersagen. Da die Eigenschaften in einem technischen Dokument spezifiziert werden können, kann auch die eine richtige Art, das technische Gerät zu bedienen, als Norm festgelegt werden. Somit ist es in der Luftfahrt beispielsweise möglich, aufgrund der Homogenität der Flugzeugtypen für jede Flugbedingung sowohl im Routinebetrieb als auch im Notfall den einen Prozessweg zu definieren, der eine optimale Performance ermöglicht und diesen herstellerseitig in den typenspezifischen „normal“ und „non-normal/ emergency“-Checklisten verbindlich festzulegen. Anders hingegen verhält es sich mit biologischen Systemen, die sich selbstständig an Veränderungen der Innenwelt und der Außenwelt anpassen können. Die resultierende Antwort des Organismus kann zu einer Verstärkung, Abschwächung oder Umwandlung des Reizes führen, sofort oder mit zeitlicher Latenz erfolgen, den Erwartungen entsprechen, aber auch unerwartete Fern- und Nebenwirkungen haben. Das Verhalten des Ganzen lässt sich somit nicht immer aus dem Verständnis der Einzelkomponenten vorhersagen. Da das Verhalten biologischer Systeme im Einzelfall weder spezifizierbar noch vorhersehbar ist, sondern aus einer individuell angepassten Antwort resultiert, werden solche Systeme, zu denen auch der menschliche Organismus gehört, auch als komplex adaptiv bezeichnet. Weil die behandelnden Personen nicht mit Sicherheit wissen können, welche physiologische und pathophysiologische Reaktion ein Patient zeigen wird, müssen sie ihr Handeln der jeweiligen individuellen Situation anpassen. Zwar können Handlungsempfehlungen für die am häufigsten auftretenden Systemreaktionen gegeben...

Om Podcasten

Thorben & Johannes über Kochrezepte, aktuelle Themen und Wissenwertes aus dem Bereich perioperative Intensiv- und Notfallmedizin