S3E3: Leerstand besetzen mit dem Frankfurter Archiv der Revolte

Schall & Raum - A podcast by Céline Schmidt-Hamburger

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Eins steht fest: Leerstand entsteht, wenn die gesellschaftliche Nachfrage und das Angebot an Gebäuden nicht mehr übereinstimmen. Dass es dann nach einiger Zeit zu staatlich (geförderten) Maßnahmen kommt, ergibt, wenn der Problemdruck groß genug ist, Sinn. Leerstand ist aber auch ein hochpolitisches Thema, es geht um dringend benötigten Wohnraum, der aktiv aus Renditeerwartungen zurückgehalten wird, aber auch fehlende Räume für die Ausübung (sub-)kultureller Themen und Schutzräume für marginalisierte Gruppen. Daher liegt es nahe, dass sich Menschen zusammenschließen und Fragen nach Eigentum, Nutzungsgerechtigkeit und Repräsentation stellen. So auch im Jahr 1970, welches den Anfang des Frankfurter Häuserkampfes schreibt. Dieser gilt als Grundstein für die deutsche Hausbesetzungsszene, die noch heute deutschlandweit aktiv ist (aktuell: die Räumung der Liebig34 in Berlin). Michaela Filla-Raquin hat anlässlich des 50-jährigen Jubiläums im Rahmen des Frankfurter Archivs der Revolte im September 2020 die Ausstellung "Dieses Haus ist besetzt" im Studierendenhaus der Uni Frankfurt kuratiert. Sie nimmt uns mit auf eine Reise in die Vergangenheit, anhand derer die Narrative der Nachkriegsstadtplanung und die damaligen gesellschaftlichen Dynamiken erklären können, wie es zum Häuserkampf kam. Nicht nur eine neue Form des Protests war somit geboren, sondern auch Musik à la Ton Scheine Scherben, die uns noch heute ähnliche, sozialkritische Fragen formulieren lassen. Die Rubrik Urban Legends spannt den Bogen von den 1970er Jahren in Frankfurt bis ins Jahr 2020 in Bremen. Viel Spaß beim Hören :)

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