Martin Walser übergibt sein persönliches Archiv dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach

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Der Schriftsteller Martin Walser hat am 3.Juli sein persönliches Archiv und seine Bibliothek dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach (DLM) übergeben. Damit haben erstmals Literaturforscher Zugriff auf private Aufzeichnungen Walsers. Dazu sagte die Leiterin des DLM, Sandra Richter: „Walser war kein systematischer Archivar seiner selbst. Da sind mal Notizen in dieses Regal geflogen und andere in jenes und dann lag was auf dem Boden oder im Keller. Er hat sich nicht systematisch selbst beforscht oder durchforstet und hat anscheinend auch nicht systematisch Dinge getilgt und nicht ins Archiv gegeben.“ Walser ist eine der prägenden literarischen Stimmen der deutschen Nachkriegsliteratur. Im März ist er 95 Jahre alt geworden. Das Literaturarchiv in Marbach. Das hat Walser einmal als unterirdischen Himmel bezeichnet. Jetzt ist er beziehungsweise sein Werk also selber dort angekommen. Im Archiv enthalten sind Bücher und rund 75.000 handschriftlich geschriebene Seiten aus Tagebüchern, Korrespondenzen und sonstigen Notizen, aber auch eine große Bibliothek aus über 7000 Bänden, mit denen er intensiv gearbeitet hat: Vor allem mit den Kafka-Ausgaben, aus der Zeit als Walser über Kafka promovierte. „Er hat sich sehr intensiv mit dem Autor befasst, und diese Ausgaben sind übersät von Anmerkungen und natürlich unfassbar reizvoll für Literaturwissenschaftler und für die Öffentlichkeit. Was hat er von Kafka gelernt? Was übernommen? Ein ganz spannender Riesenkomplex in diesem sehr, sehr großen Nachlass“, sagt Richter bei SWR2. „Es sind darin Korrespondenzen mit allen interessanten Autoren mit den wichtigen Publizisten und auch Politikern der Bundesrepublik, mit Heinrich Böll unter anderem und mit Uwe Johnson und so weiter und so weiter.“ Um dieses Vermächtnis zu erforschen zu können, will das Archiv in Marbach ein Handbuch zu Martin Walsers Nachlass erstellen.

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