Zivilcourage gefragt: Arte-Filmprojekt „Again“ über Gewalt und Selbstjustiz in Sachsen

Wie würde sich jeder Einzelne von uns in einem solchen Fall verhalten? Der Videokünstler Mario Pfeifer rollt in seinem Film „Again“, der heute Abend auf ARTE zu sehen ist, eine Tat auf, die in Deutschland für Schlagzeilen sorgte. Im sächsischen Arnsdorf wurde 2016 ein Flüchtling aus dem Irak von vier Männern einer Bürgerwehr geschlagen und mit Kabelbindern an einen Baum gefesselt, nachdem es in einem Supermarkt zu einer Auseinandersetzung gekommen war. Keiner von umstehenden Personen war währenddessen eingeschritten. Die politische Rechte verkaufte diese Aktion als Zivilcourage. Die Frage der Selbstjustiz wurde gar nicht geklärt, da der Prozess wegen Freiheitsberaubung kurz nach Beginn eingestellt wurde, weil das Opfer inzwischen gestorben war. Menschen im unmittelbaren Umfeld hätten die Möglichkeit gehabt, einzuschreiten, sagt Mario Pfeiffer im Gespräch mit SWR2. „Wir sind alle im öffentlichen Raum - der Supermarkt gehört für mich dazu – natürlich in der Lage Stopp zu rufen, einzugreifen, nachzufragen, zu deeskalieren. Das ist jedenfalls etwas, das ich mir wünschen würde in unserer Zivilgesellschaft. Und das ist auch einer der Gründe, den Film so zu inszenieren, das man Stück für Stück nachempfinden kann: was war die Bedrohungslage, wie hätte ich mich verhalten können, was ist vorgefallen," sagt Pfeifer.

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